Wie ich mich entscheiden kann
Manchmal nehmen einem die Umstände eine Entscheidung ab oder die Dinge fügen sich ganz natürlich. Manchmal kommt man aber um eine unbequeme Entscheidung nicht herum. Wenn es um die Arbeit geht, steht einiges auf dem Spiel: ein regelmässiges Einkommen, eine Karriere oder die Aussicht darauf, Anerkennung und Selbstwert, ein geregelter Tagesablauf und im besten Fall eine Beschäftigung, der man mit Leidenschaft nachgeht. Sobald Kinder dazukommen, stehen vor allem Mütter vor diesen Fragen: Wie weiter? Kann ich es mir erlauben, für eine gewisse Zeit “nur” Mama zu sein? Könnte ich später wieder einsteigen?
Ich persönlich habe mir diese Entscheidung sehr schwer gemacht und habe sie bis zuletzt hinausgezögert. Die unguten Gefühle habe ich solange es ging verdrängt. Meinem Arbeitgeber habe ich diverse Vorschläge gemacht, von einem vorübergehend reduzierten Pensum, über mehr Home Office und schliesslich sogar Stundenlohnarbeit teils vom Büro, teils von zu Hause aus. Leider sind immer noch viele Arbeitgeber nicht an solchen Lösungen interessiert und denken damit auch nicht langfristig. Bevor man nach einem (meist nur vorübergehenden) Kompromiss suchen müsste, möchte man Mütter vorsichtshalber lieber gleich ganz loswerden. Mütter sind in der Regel jedoch zuverlässige und effiziente Arbeitskräfte. Sie an sein Unternehmen zu binden, wäre schlau, denn Kinder bleiben ja nicht ewig klein.
Tritt man mit seinem Arbeitgeber zu diesen Fragen in den Dialog, rate ich Folgendes:
selbstbewusstes Auftreten (auch wenn es schwierigt scheint und man sich nicht grade als die stärkste Version seiner selbst fühlt),
Lösungen anbieten und kreativ denken,
mitteilen, wie gerne man im Unternehmen bleiben möchte und wieviel einem die Arbeit bedeutet,
Bedürfnisse äussern, die man für ein produktives und entspanntes Arbeiten braucht,
mündlich geführte Gespräche schriftlich zusammenfassen und dem Arbeitgeber zur Kenntnis senden.
Geht der Arbeitgeber gar keine Kompromisse ein, zeigt kein oder nur sehr wenig Verständnis und gibt einem nicht das Gefühl, ernsthaft an einer Lösung interessiert zu sein, kann man davon ausgehen, dass diesem nicht sehr viel an einem als Arbeitskraft liegt. Hier ist es wichtig, seinen eigenen Wert zu erkennen und sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Man sollte sich fragen, ob man seine Energie und Zeit wirklich weiterhin für einen solchen Arbeitgeber investiert, der einem offenbar nicht wertschätzt.
Abschliessend empfehle ich, auf sein Bauchgefühl zu hören, dieses trügt selten. Tut man sich sehr schwer oder hat die guten Umstände nicht auf seiner Seite, kann man es einfach auch einmal ausprobieren. Wird die körperliche oder psychische Belastung zu gross, sollte man nicht zögern und sich ein ärztliches Zeugnis ausstellen lassen. Entscheidet man sich zur Kündigung, ist es wichtig, sich rechtzeitig über die Bedingungen der regionalen Arbeitsvermittlungsstellen und Arbeitslosenkassen zu informieren, um seine Ansprüche anmelden zu können.